
Viele Industrien profitieren schon länger von Einnahmen aus dem Verkauf von CO₂-Zertifikaten. Nun schafft das Zürcher Startup Timber Finance ein neues, Asset bildendes Instrument, mit dem Bauherren und Immobilien-Investoren ihre Neu- und Erweiterungsbauten aus Holz zertifizieren und monetarisieren lassen können. Eine erste Pilotphase mit 20 Bauprojekten und 6 Forstrevieren ist gestartet und die Liste mit Interessenten wächst stark.
Seit 2022 ist der Holzbau von internationalen Organisationen wie der UNFCCC, in der EU sowie auch in der Schweiz als CO₂-Speicherlösung anerkannt: CO₂ wird durch den Wald der Atmosphäre entzogen und kann dauerhaft in der Tragkonstruktion des Holzbaus gespeichert werden – in einem Kubikmeter Holz bis zu einer Tonne CO₂. Gleichzeitig ersetzen Holzkonstruktionen bei Neubauten emissionsintensive Materialien wie Stahl oder Beton, wirkt daher in doppelter Hinsicht emissionsmindernd und kann deshalb als Dekarbonisierungsstrategie angewendet werden.
Diesen Umstand nahmen die Gründer von Timber Finance zum Anlass, ein Zertifizierungsprozess für Neubauten mit relevantem Holz-Anteil zu schaffen. Daraus ist ein weltweit bisher einmaliges Instrument entstanden: «Mit unserer Methode kann die CO₂-Speicherung beim Einsatz von Holz bei Bauprojekten basierend auf einem anerkannten ICROA Standard berechnet und ausgewiesen werden», sagt Mitgründer Frank Vasek. Er leitet den Bereich Carbon Solutions beim Startup. Die daraus resultierenden CO₂-Zertifikate können als sogenannte Carbon Removals gehandelt (Offsetting) oder von institutionellen Bauherren an der eigenen CO₂ -Unternehmensbilanz angerechnet werden (Insetting). In beiden Fällen stellen die Removals ein neues Asset für Bauherren dar.
Das Interesse an solchen Zertifikaten ist gross: Insgesamt sind schon über 45 Bauprojekte mit einem Speichervolumen von mehreren Tausend Tonnen CO₂ eingereicht worden. «Darunter sind interessierte Bauherren und Immobilien-Entwickler aus dem DACH-Raum», so Vasek. Ebenfalls liegen bereits Anfragen aus Amerika oder Japan vor. Mit 20 der bereits eingereichten Projekte ist Timber Finance nun in eine Pilotphase gestartet.
Die Erlöse aus dem Zertifikat-Erwerb und -Verkauf kommen sowohl der Bau- wie auch der Waldseite zur langfristigen Holzsicherung für die Bauprojekte zugute, da nachhaltig wirtschaftende Forstreviere in der Schweiz Vergütungen für spezielle Klimaleistungen und Holzlieferungen beantragen können. «Damit wollen wir einen Anreiz schaffen, vermehrt mit Holz zu bauen und gleichzeitig Schweizer Wälder klimarelevant zu bewirtschaften», ergänzt Vasek. Um auch die Abläufe auf der Waldseite praktisch zu testen, nehmen an der Pilotphase ein halbes Dutzend Schweizer Forstreviere teil.
Unterstützt wurde die Pilotphase bislang unter anderem durch den Innovationspartner Migros-Pionierfonds und durch das europäische Netzwerk Built by Nature, bei dem Timber Finance als Frontrunner akkreditiert wurde. Für die schnellere Skalierung in der Rollout-Phase bereitet sich das bislang bootstrappte PropTech-Startup auf eine Seedfinanzierung im ersten Quartal 2025 vor.
(press release / FR)
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