
Jurata entwickelt seinen Anwalts-Marktplatz zu einem One Stop-Shop für Fachdienstleistungen wie etwa der Gründung oder Buchhaltung für Einzel- und Kleinunternehmen. Im letzten Jahr konnte das Zürcher Legaltech-Startup seinen Umsatz verdoppeln und im 2. Halbjahr Break-Even erreichen. Vor Kurzem kam nun ein Agreement zur Übernahme des Projekts JustitiaAI und zur weiteren Zusammenarbeit mit dessen Entwickler zustande.
Gestartet ist das Legaltech-Startup Jurata mit einer Anwaltsvermittlungs-Plattform. «Da sind wir mit Profilen von über 1'200 Fachpersonen aus der ganzen Schweiz unter den Marktführern», sagt Jurata-Mitgründer und CEO Luca Fábián. Doch es zeichnete sich bald ab, dass es schwierig ist, mit diesem Modell zu skalieren. «Wir haben zu Beginn generell viel ausprobiert auf dem Weg hin zu einem Angebot mit hohem Product-Market-Fit», erklärt Fábián.
Deshalb haben Fábián und seine beiden Mitgründer Anfang 2023 einen Strategiewechsel beschlossen: Jurata wird seither zu einer umfassenderen Professional Service-Plattform für Einzel- und Kleinunternehmen ausgebaut. «Unser One Stop-Shop wird zunehmend auch Legal-AI-Komponenten enthalten, damit sich auch kleinere Unternehmen den Zugang zu verlässlichen Rechtsauskünften leisten können», so Fábián. Die Matching-Plattform bleibt als Angebot bestehen, denn die Nachfrage ist nach wie vor da.
Das Legaltech-Startup hat im Rahmen des Strategiewechsels im ersten Halbjahr 2023 auch etwas Personal abgebaut und dadurch die Kosten gesenkt. Mitgründer und CEO Fábián: «Leicht ist uns dieser Entscheid nicht gefallen, doch wir hatten zwei Optionen: Kosten einsparen oder Finanzierung finden». Die letztere Option hätte über längere Zeit viele Ressourcen gebunden und der Erfolg sei aufgrund des angespannten Finanzierungsumfelds für Startups schwierig abzuschätzen gewesen. Die Rechnung ging auf und Jurata war im zweiten Halbjahr 2023 profitabel. Nun möchten die Zürcher das Team wieder ausbauen und den Umsatz mit eigenen Rechtsprodukten und Abo-Modellen weiter steigern. 2023 verzeichnete das Startup eine Verdoppelung des Umsatzes und ist insbesondere mit dem Angebot im Bereich Gründungsservice stark auf Wachstumskurs. Im letzten Jahr waren es bereits rund 800 Gründungen, die Jurata abgewickelt hat.
«Wir wollen unsere Zielgruppe ab deren Gründung durch ihren ganzen «Life-Cycle» begleiten und mit Professional Services unterstützen», so Fábián. Nebst Produkten wie etwa Rechts-Paketen zum Fixpreis fällt darunter auch die Buchhaltung. Und künftig sollen mehr AI-basierte Tools zur Verfügung stehen. «Doch da sind wir zur Zeit noch daran, die Basis-Technologie in zuverlässige, nutzbare Produkte weiter zu entwickeln», so der CEO.
Um diesen Schritt zu beschleunigen, hat sich das Startup ein vielversprechendes Studentenprojekt samt dessen Entwickler gesichert: Weil er die Prüfungsvorbereitung für das Fach Informatik-Recht auf die lange Bank geschoben hat, musste sich der Wirtschaftsinformatik-Student Joel Wohlhauser etwas einfallen lassen. So machte er sich kurzerhand daran, ein eigenes Legal AI-Tool für die Open Book-Prüfung zu bauen. Dieses Tool sollte überprüfbare juristische Antworten liefern, da es offizielle Gesetzestexte und relevante Gerichtsurteile als Basis heranzieht. Der junge Entwickler machte seinen Job nicht nur so gut, dass er seine Prüfung ohne Probleme bestand, sondern gleich auch noch einen Startup-Gründer von seiner Lösung «JustitiaAI» überzeugen konnte.
«Joel Wohlhauser hat die Legal Reasoning Engine von JustitiaAI stetig weiterentwickelt und auf ein beeindruckendes Niveau gebracht», sagt Fábián. Das Zürcher Legaltech-Startup bot Wohlhauser an, fortan das Projekt inhouse weiterzuverfolgen und zu einer kommerzialisierbaren Lösung auszubauen. Das AI-Tool schneide bei rechtlichen Fragestellungen in systematischen Vergleichen markant besser ab als herkömmliche Standalone-LLMs. Bei Jurata sei man der Überzeugung, dass künstliche Intelligenz den Rechtsmarkt der Zukunft prägen wird. Aus diesem Grund hat die Entwicklung einer vertrauenswürdigen Legal AI und deren Integration in das bestehende Serviceportfolio derzeit höchste Priorität.
Wohlhauser verstärkt nun nach der Übernahme des von ihm initiierten Projekts JustitiaAI das Tech-Team von Jurata. «Joel arbeitet derzeit intensiv an der Entwicklung von Jurata.AI, unserer AI-basierten Lösung für die zuverlässige, korrekte und verifizierbare Beantwortung von Rechtsfragen», führt Fábián aus.
(press release / FR)
Bild: v.l.n.r. Mitgründer & CTO David Roegiers, JustitiaAI-Entwickler Joel Wohlhauser und Mitgründer und CEO Luca Fábián bei der Akquisition; ZVG.
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