DeepPsy: Biomarker-Analyse über Grundversicherung abgedeckt

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17.04.2025
Reports von DeepPsy

Weniger Verzögerungen durch Versuch und Irrtum: Die Biomarker-Berichte von DeepPsy nutzen Elektroenzephalographie (EEG)- oder Elektrokardiogramm (EKG)-Rohdaten als Basis für eine datengestützte Überprüfung hinsichtlich der Erfolgsaussichten für psychiatrische Therapien bei Depressionen. Derzeit erhält das Healthtech-Startup im Schnitt täglich einen Analyse-Auftrag von seinen ersten Klinik-Partnern wie etwa der Uniklinik Zürich.

In der Schweiz erkrankt gemäss Daten des Bundes jede oder jeder Fünfte mindestens einmal im Leben an einer Depression. Vielen von ihnen kann mit den zur Verfügung stehenden Therapien und Therapeutika geholfen oder zumindest Linderung verschafft werden. Bis jedoch jeweils die individuell geeignete Therapieform gefunden wird, dauert es in der Regel viele Wochen bis Monate oder sogar Jahre. Vielfach stehen den Psychiaterinnen und Psychiatern mehrere theoretisch gleichwertige Optionen zur Auswahl, die sich zur Behandlung des jeweiligen Krankheitsbildes eignen könnten, bei denen aber nicht klar ist, inwiefern der individuelle Patient davon profitiert.

«Studien gehen davon aus, dass etwa in der Hälfte der Fälle die Patientinnen und Patienten nicht auf die erste verschriebene Therapie ansprechen. Diese müssen dann verschiedene Therapieoptionen durchtesten», erklärt Mateo de Bardeci. Er hat 2021 zusammen mit Prof. Dr. med. Sebastian Olbrich das Startup DeepPsy gegründet, um die Erkenntnisse aus der rund 15-jährigen Forschung von Olbrich in die Praxis überführen zu können. Denn die Fälle, in denen bisher nach dem Motto «Versuch und Irrtum» vorgegangen werden musste, lassen sich durch die Auswertung von Biomarkern aus den Hirnwellen (Elektroenzephalographie, EEG)-oder der Herzaktivität (Elektrokardiogramm, EKG)-Daten weiter eingrenzen.

«Psychiaterinnen und Psychiater überweisen ihre Patient:innen zur Ableitung eines EEGs und EKGs. Die dabei entstehenden Rohdaten erhalten wir und werten sie aus – vergleichbar mit einem Labor, das Blutwerte analysiert», erklärt de Bardeci. Im Anschluss erstellt DeepPsy einen Bericht, der dann von den behandelnden Ärztinnen und Ärzten als Entscheidungsgrundlage herangezogen werden kann. «Erste Studien zeigen, dass unser Biomarker-Report das positive Ansprechen auf eine Therapie bereits um bis zu 15 Prozent erhöhen kann», so der Mitgründer und Biomedizinischer Ingenieur de Bardeci.

Die Auswertungssoftware von DeepPsy ist ISO zertifiziert und in der Schweiz und Grossbritannien als Medizinprodukt anerkannt. Die Zertifizierung für die EU läuft derzeit und soll im nächsten Halbjahr finalisiert werden. In der Zwischenzeit hat der Kanton Zürich die Dienstleistung von DeepPsy für die Abrechnung nach TARMED zugelassen. Das heisst, dass nun schweizweit die Krankenkassen-Grundversicherung die Kosten für diese Dienstleistung übernimmt.

«Ab dem Zeitpunkt, an dem uns das EEG/ECG zugeschickt wird, dauert es in der Regel 24 Stunden, bis wir den Bericht erstellt haben», sagt de Bardeci. Derzeit erhält das Zürcher Healthtech-Startup im Schnitt täglich einen Datensatz zur Auswertung zugeschickt. Dies soll in der nächsten Zeit noch stark skaliert werden. Der Qualitätcheck der Rohdaten erfolgt dabei noch von Hand von einer der Datenspezialistinnen im Team.

Unter den Auftraggebern sind nebst der Psychiatrischen Uniklinik Zürich noch sechs weitere kleinere Kliniken und eine Praxis aus dem Raum Zürich. «Nun putzen wir wöchentlich bei ein bis zwei Kliniken schweizweit die Klinken und stellen unsere Lösung vor», so de Bardeci. Parallel dazu bereiten die beiden Mitgründer eine Finanzierungsrunde für die Expansion nach Grossbritannien und bei erfolgter Zulassung auch in den EU-Raum vor. Bis dato hat sich DeepPsy über eigene Mittel, eine kleine Anzahl Grants und einige Angel Investoren – darunter der ehemalige Roche- Verwaltungsratspräsident Christoph Franz – finanziert.

(Fabienne Roos)

Bild: DeepPsy; ZVG

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