
Mit der Technologie von Climeworks lässt sich CO2 aus der Luft filtern und dann zu synthetischem Treibstoff verarbeiten. Das Jungunternehmen gewinnt den zum ersten Mal vergebenen Preis der Preisträger an den diesjährigen de Vigier Awards.
An der diesjährigen Preisverleihung der Awards der W. A. de Vigier Stiftung wurde zum ersten Mal der Preis der Preisträger vergeben. Sieben ehemalige Gewinner spendeten insgesamt 100.000 Franken. Die Spender sind Anton Gunzinger (SCS), Kurt Schär (Biketec), Igor Fisch (Selexis), Joel Jean-Mairet (Glycart), Andreas Emmenegger (Molecular Partners), Yann Berchten (Snowpulse) und Lino Camponovo (Malcisbo). Die Unternehmen wollen sich mit ihrem Engagement zum einen bedanken, zum anderen hoffen sie auf einen Domino-Effekt durch die Förderung eines weiteren Jungunternehmens.
Die Gewinner des diesjährigen Preises der Preisträger sind Christoph Gebald, Jan Wurzbacher und Dominique Kronenberg von Climeworks. Sie sind noch nicht einmal 30 Jahre alt und gelten bereits als Hoffnungsträger im Kampf gegen den Klimawandel. Climeworks gehört zusammen mit der ETH Zürich zu den elf Finalisten des Klima-Wettbewerbs «Virgin Earth Challenge», der 2007 von Sir Richard Branson (Virgin Group) und Al Gore (Friedensnobelpreisträger) initiiert wurde. 10 000 Teams haben sich um den mit 25 Millionen US-Dollar dotierten Preis für die beste Idee gegen die Reduktion der Treibhausgase beworben. 2 500 Vorschläge wurden während anderthalb Jahren geprüft, elf Bewerber schafften es ins Finale – Climeworks ist das einzige Schweizer Team.
Das Zürcher Spin-off der ETH hat eine Technologie entwickelt, die das klimaschädliche Kohlendioxid aus der Atmosphäre extrahiert, also die Luft von CO2 reinigt. Mehr noch: Die von Climeworks entwickelte Apparatur kann das gewonnene CO2 auch für industrielle Zwecke nutzbar machen. Aus CO2 und Wasser lässt sich nämlich mit Strom ein Gemisch aus Kohlenmonoxid und Wasserstoff herstellen – das wertvolle Synthesegas. Daraus lassen sich Treibstoffe wie Kerosin, Benzin, Diesel oder Erdgas herstellen. «Unsere Vision ist, CO2 im grossen Stil aus der Luft zu filtern und mittels Sonnen- und Windenergie in synthetischen Treibstoff umzuwandeln», sagt Co-CEO Christoph Gebald. Technisch ist diese Umwandlung längst möglich, bloss war die Förderung von Erdöl bislang billiger. «Dabei würde ein Liter Synthesetreibstoff einen Liter des kostbaren und zu Neige gehenden Erdöls ersetzen», betont der Maschinenbauingenieur, der vor allem einen Beitrag gegen die drohende Energiekrise leisten will. Kein Wunder stösst die Treibstoffherstellung aus atmosphärischem CO2 bereits auf Interesse «zum Beispiel bei einer grossen deutschen Airline», wie Gebald augenzwinkernd verrät.
Noch kann Climeworks nicht «im grossen Stil» CO2 aus der Luft filtern. Das Unternehmen testet den CO2-Fänger erst mal im Kleinen. Es hat ein Raumluft-Reinigungsgerät entwickelt, welches das CO2, das wir Menschen ausatmen (rund 15 Gramm pro Stunde und Person) aus der Luft filtert. Das Gerät, das auch Staub und Gerüche aus Sitzungsräumen, Büros oder Klassenzimmern absaugt, eigne sich vor allem für alte Gebäude, die über kein geeignetes Lüftungssystem verfügten, erklärt Gebald. Der Verkauf der 0-Serie wird momentan vorbereitet.
Der nächste Schritt ist der Bau einer grösseren Anlage, die der Luft rund 20 Kilogramm CO2 täglich entzieht, etwas mehr als der CO2-Ausstoss der Schweiz pro Tag und Einwohner. Etliche Dutzend dieser Anlagen sollen dereinst auf dem Areal eines grossen Gewächshauses im Kanton Zürich stehen; das Kohlendioxid, das Pflanzen für die Photosynthese benötigen, soll das Wachstum von Gemüse und Früchten fördern.
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