«Mein Ziel ist es, ein Ökosystem zu schaffen, damit Start-ups tolle Produkte entwickeln können»

Christian Brönnimann hat 2006 mit drei Partnern DECTRIS gegründet, ein High-Tech Unternehmen, das heute die weltweite Nummer eins in der Herstellung von Röntgen- und Elektronen-Detektoren ist und rund 180 Personen beschäftigt. Seit Mitte 2021 ist er auch Präsident des Switzerland Innovation Park Innovaare. Wir sprechen mit ihm über Erfolgsrezepte und Irrtümer, den Park und seine Vorteile und ganz unschweizerisch über Geld.
An der Einweihung des Switzerland Innovation Park Innovaare Ende April, haben Sie das Goethe-Zitat verwendet: «Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden.» Wieso gerade dieses Zitat?
Elon Musk inspiriert mich zwar mehr, er lässt sich aber schlechter zitieren: Daher Goethe. Mich fasziniert High-Tech. Mich fasziniert das Entwickeln von Produkten, die den Kunden Mehrwert bieten. Dies möchte ich auch am Park Innovaare sehen. Es geht darum, das Wissen, welches am PSI generiert wird, noch schneller der Gesellschaft zugänglich zu machen.
Seit Anfang 2024 sind bereits über 20 Unternehmen im Park Innovaare eingezogen. Wodurch zeichnet sich der Park aus?
Park Innovaare vernetzt auf über 23'000 m2 technologieorientierte Start-ups, KMU und F&E-Abteilungen etablierter Unternehmen mit der Spitzenforschung. Der einzigartige Zugang zur Forschungsinfrastruktur und dem Know-how des PSI oder der FHNW verschaffen den Unternehmen im Park Innovaare wichtige technologische Nähe und entsprechend einen Vorsprung. Park Innovaare fokussiert sich dabei auf vier Bereiche: Photonik und Quantentechnologien, Life Sciences, Advanced Manufacturing & Halbleitertechnologien sowie Energie & Nachhaltigkeit. Park Innovaare ist einer von sechs Standorten von Switzerland Innovation.
Sie sind selbst Gründer von DECTRIS: Gibt es etwas, was Sie heute anders machen würden?
Wir haben am Anfang sehr vieles richtig gemacht: Wir haben uns auf eine Produktegruppe und den Science-Markt fokussiert. Wir haben alles darangesetzt, den Kunden möglichst performante und stabile Produkte und bestmöglichen Service zu liefern. Das ist die Basis unseres Erfolgs und unseres Brands. Schwächen hatten wir dann bei der Diversifizierung in neue Märkte. Wir dachten, wir haben tolle Produkte, so dass dies nebenbei geht. Dem ist nicht so. Jeder neue Markt braucht dedizierte Produkte und Business Developer, welche den Markt sehr gut kennen. Daher: Ich würde heute früher mehr Geld ins Business Development investieren. Und ich würde früher mit der Entwicklung dedizierter Produkte beginnen.
Sprechen wir über Geld: Wie haben Sie Ihr technologie-intensives Unternehmen zu Beginn finanziert? Gab es Momente, wo das Geld gefehlt hat?
Wir waren in der vorteilhaften Situation, dass wir ein weltweit führendes Produkt anboten, das alle Kunden wollten. Unsere ganze Finanzierung basierte auf Vorauszahlungen von Kunden.
Welchen Ratschlag geben Sie Jungunternehmern in Bezug auf Finanzen?
Wichtig ist, die richtigen Investoren zu finden, die auch zum Business passen. Das ist einfacher gesagt, als getan. Denn generell sind Schweizer Investoren eher zurückhaltend. Deshalb muss man mit dem Geld und den Ressourcen sehr effizient umgehen. Weiter sollte man alles daransetzen, das Pricing und die Zahlungskonditionen möglichst optimal zu gestalten, um einen positiven Cash Conversion Cycle zu erzielen. Also das Geld des Kunden z.B. über Anzahlung möglichst früh zu erhalten.
Investieren Sie selbst in Start-ups? Und was brauchen Gründer, um Sie zu überzeugen?
Ja. Ich investiere in Tech-Unternehmen, die wirklich neue, faszinierende Produkte entwickeln. Ich suche nach einem Mix zwischen sehr guten persönlichen Führungseigenschaften, super technischen Skills und Geradlinigkeit: also Fokus. Beim Businessplan interessiert mich vor allem die Marktstrategie: Wie bringe ich ein neues Produkt in den Markt und was sind die Anforderungen an das Produkt um nach den Early Adopters auch die grosse Masse der Kunden zu überzeugen.
Und zum Schluss: Sie sind heute Präsident von Switzerland Innovation Park Innovaare. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Ich habe lange selbst am PSI gearbeitet, unsere Technologie da entwickelt und ein erfolgreiches Spin-Off gegründet, nota bene ohne einen Innovationspark. Ich möchte also der Gesellschaft etwas zurückgeben. Mein Ziel ist es mit dem Park Innovaare, ein Ökosystem zu schaffen, damit die Start-ups tolle Produkte entwickeln und zudem in der Region, im Kanton neue Arbeitsplätze schaffen können.
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